Im zweiten Weltkrieg wurde die Rotterdamer Altstadt in nur 13 Minuten von deutschen Bombern fast komplett in Schutt und Asche gelegt. Die Stadtplaner bauten nach dem Krieg die Stadt neu wieder auf, nach amerikanischem Vorbild, mit überbreiten Schneisen vor allem für den Autoverkehr.
Mit dem neuen Jahrtausend kam der Kurswechsel. „City Lounge“ heißt das Programm, mit dem die Politik das Zentrum umbauen will – nicht zuletzt, um die Stadt klimaresilient zu machen. Wo heute noch Autos fahren oder stehen, sollen Parks und Grünflächen entstehen und der wachsenden Bevölkerung Platz machen zum Gehen, Spielen, Bewegen, Verweilen. Und natürlich zum Radfahren. Das Programm wird mit hohem Tempo vorangetrieben, der Autoverkehr dabei massiv zurückgedrängt.
Platz für mehr Grün sowie Fuß- und Radverkehr
Beispiel Coolsingel: Einst eine Gracht, dann eine der Hauptachsen für den Autoverkehr in der Stadt: vielspurig befahren, weitgehend baumlos, Straßenbahn in der Mitte. 2018 wurde Coolsingel umgebaut. Autos fahren nur noch auf zwei Spuren, dafür gibt es jetzt einen breiten Zweirichtungsradweg, viel mehr Platz für zu Fuß Gehende, großzügige Straßenbahnhaltestellen und viel Grün.
Auch bei ÖPNV tut sich einiges: der Hauptbahnhof Rotterdam Centraal wurde großzügig umgebaut, die Verkehrsführung angepasst und Schienen wurden teils unter die Erde gelegt (innerhalb von 9 Jahren, ohne Proteste der Wutbürger und auf wachsenden Schienenverkehr ausgelegt – schöne Grüße nach Stuttgart!). Natürlich gibt es auch ein riesiges Fahrradparkhaus am Bahnhof. Auf ehemaligen Eisenbahntrassen fährt jetzt die Randstadrail, die Rotterdams Metro mit der Straßenbahn von den Haag verbindet.
Schnelle Umsetzung
Das alles wird – für deutsche Verhältnisse – rasend schnell umgesetzt. Und es wirkt sich aus: der Radverkehrsanteil ist kräftig gewachsen, der Anteil des Autos sinkt, der öffentliche Verkehr, der lange ein Mauerblümchendasein fristete, wird angenommen, die U-Bahnen sind voll. Rotterdam ist nicht nur architektonisch eine Stadt der Zukunft, auch beim Verkehr erfindet sich die Hafenstadt neu.
23. September 2025



