Über den genauen Geburtstag lässt sich streiten: Ist es der 3.9., der Tag, an dem die Änderung der StVO im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde? Oder nicht eher der 24.8., an dem sie beschlossen wurde? Oder der 1.10., an dem sie in Kraft trat? (Wobei manche Quelle hier den 1.9. nennt, im Gesetz selbst steht aber 1.10.) Wobei – im Spätsommer 1953 gibt es die crosswalks in Großbritannien schon seit fünf Jahren, und auch die DDR war schneller als Westdeutschland, die ersten deutschen Zebrastreifen wurden im März 1952 in Ostberlin aufgemalt.
Wie dem auch sei, ein Vorrang für den Fußverkehr war mit der im Amtsdeutsch anfangs Dickstrichkette genannten neuen Verkehrseinrichtung zunächst nicht gegeben. Vorrang gibt es nur, wenn „der Fußgänger sich auf dem Fußgängerüberweg befindet, bevor das Fahrzeug den Fußgängerüberweg erreicht hat“, wie die nächste StVO-Novelle 1956 im §37a formuliert. Also: Recht hat der Schnellere — und Stärkere. Mit der Novelle 1956 arbeitet sich der Fußgängerüberweg immerhin aus der Anlage in den vorderen Teil des StVO vor, eben in den Paragrafen 37a. Erst 1964 stellt dann die StVO klar, dass zu Fuß Gehenden, die „den Fußgängerüberweg erkennbar überschreiten wollen“, das Überqueren zu ermöglichen ist, „nötigenfalls müssen [die Führer von Kraftfahrzeugen] halten“.
Die StVO atmete 1953 noch den Geist der Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung aus der Nazi-Zeit. Einer von ganzen zwei Paragrafen zum Fußverkehr befasst sich mit „Marschierenden Abteilungen“: „Geschlossen marschierende Abteilungen dürfen auf Brücken keinen Tritt halten“, heißt es da in §38 Absatz 1 Satz 1, aus Sorge um die Stabilität der Ingenieursbauwerke. Und natürlich ist das Regelwerk alles, aber nicht fußgängerfreundlich. So waren erst Anfang 1953 alle Geschwindigkeitsbegrenzungen für Pkw aufgehoben worden, man durfte selbst in geschlossenen Ortschaften so schnell fahren, wie man konnte.
Auch deshalb wohl gibt es viele Unfälle an den neuen Fußgängerüberwegen – und das macht aus der Dickstrichkette dann endgültig den Zebrastreifen. Eine Hamburger Tageszeitung unterstützt 1954 mit der „Aktion Zebra“ eine Verkehrserziehungswoche der Polizei. An den Fußgängerüberwegen werden Autofahrer:innen für korrektes Verhalten belohnt, mit einem Zebra-Aufkleber, wobei Zebra ein Akronym war für „Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers“.
Heute ist der Zebrastreifen etabliert, es gibt neben einem ausgeklügelten Regelwerk zum Beispiel viele Lieder dazu. Der Zebrastreifen in der Londoner Abbey Road hat es erst auf das Plattencover der Beatles und so zu ikonischer Berühmheit geschafft; er wurde vielfach kopiert, von Fans, anderen Bands, von Fußballern, Prominenten, ja sogar von Politiker:innen, woran die Planersocietät nicht ganz unschuldig ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Foto (aus dem Beatles-Museum): Ank Kumar 31. August 2023
Verkehrsplaner:in (m/w/d) mit den Schwerpunkten Nahverkehrsplanung,
strategische ÖPNV-Entwicklung, Ridepooling, On-Demand-Verkehr, MaaS. Nähere Informationen zu dieser Stelle findest Du hier.
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